Diane Doplin war der Gefahr nicht fremd. Man überlebt als Reporter in Metal City nicht, ohne ein Gespür und eine Vorliebe dafür zu entwickeln. Eine anonyme Spur hatte sie darüber informiert, dass sich unter den Sumpfleuten im Scrap Marsh Gerüchte verbreiteten, dass ein alter Tempel aus dem Dreck aufgetaucht war. Sie hatte ihre Stiefel und ihren Regenmantel gepackt und war ohne viele Fragen hinaus gestürmt. Sie hatte schon fast aufgegeben, ihre Stiefel waren mit Schlamm gefüllt, während sie durch den Sumpf watete, bis sie plötzlich den „Tempel“ gefunden hatte.
Der Eingang zum Tempel hatte nun eine Spur ihrer schlammigen Stiefeln in seinen langzeit unberührten Korridoren, aber das war nicht Dianes Problem. Die Lichter gingen automatisch an, als sie eintrat. Die Reporterin zuckte zusammen, aber als sich ihre Nerven beruhigten, wurde ihr klar, worüber sie gestolpert war. Was die Einheimischen als Heiligtum der Götter angesehen hatten, war nichts dergleichen. An der Wand standen Monitore und mehrere Computer, die sich alle langsam einschalteten. Es schien, dass diese Station eine eigene interne Stromquelle hatte.
„Ich muss wohl der erste Mensch seit hundert, nein, tausend Jahren sein, der diesen Ort betritt!“ Sagte sie, als sie weiter ins Innere trat. „Was für Leute haben so einen Ort benutzt? Tapfere Soldaten, die die Bewegung von Monstern überwachten? Wissenschaftler suchend nach Antworten?“
Diane beugte sich über das Kontrollzentrale des Terminals. Sie konnte klar, verschiedene Zeichen erkennen, aber was bedeuteten die? Sie fing an, eine Taste nach der anderen zu drücken, um zu sehen, welche Antwort der Computer gab.
„Willkommen, Benutzer“, sprach eine digitale Stimm auf einmal. „Suchen Sie ein bestimmtes Verzeichnis? Bitte wählen Sie aus den verfügbaren Pfaden.“
Diane faltete ihre Hände zusammen, während der Bildschirm mit einer Liste von Namen gefüllt wurde. Die Reporterin folgerte scharfsinnig, dass sie auf eine Art Datenbank gestoßen war. Ein Name fiel ihr auf, ein vertrauter Name.
„Oh, Jada, Liebes“, sagte Diane mit einem eifrigen Lächeln. „Es könnte an der Zeit sein, dich in einem Exposé zu präsentieren. Mal sehen, was du in deiner Vergangenheit versteckst…“
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Jada Jemison las die Schlagzeilen der Zeitung, während sie in einem mit blau getönten Fenstern im gelben Taxi saß. Der Taxifahrer hatte ihr ein seltsames Gefühl gegeben, mit seinen gelben Zähnen, den wulstigen Augen und den wilden roten Haaren, aber ein Taxi war ein Taxi und sie musste zur Arbeit. Der kräftige Mann unterhielt sich ohne Pause mit ihr, seine Witze waren schlecht und ein wenig geschmacklos, aber Jada tat ihr Bestes, um höflich zu sein.
Jada versuchte, die Musik zu hören, während er die verschiedenen Radiosender durchsuchte. Der Taxifahrer schien sich mit nichts zufrieden zu geben. Jadas Miene verbesserte sich, als sie Heavy Metal durch die Lautsprecher spielen hörte und begann ihren Kopf ein wenig im Takt zu bewegen. Der Taxifahrer, aber schien das Ganze nicht so toll zu finden. „Ich weiß nicht, wie die Leute diesen Lärm aushalten können. Höre auf meine Worte, in hundert Jahren wird sich niemand mehr diese ‘Musik’ antun!“ Nach dem der Taxifahrer dies gesagt hatte, blendete Jada ihn einfach für den Rest der Fahrt aus.
„… Und dann sagte ich zu ihm: ‘Kumpel, wenn du zu Fuss gehen willst, werde ich dich gleich hier absetzen.’ Öffnete die Tür für ihn und gab ihm zu verstehen auszusteigen. Ich hatte ihm natürlich nicht das große Schlagloch gezeigt. Er ist direkt hineingetreten und hat sich nass gespritzt! “
Was für ein Clown, dachte Jada, obwohl sie dem Taxifahrer ein kleines Lächeln schenkte.
„Hier ist dein Stopp, Kleine. Das sind dreiundvierzig, fünfundsiebzig. „
Jada zog ihre Karte heraus und gab sie dem Taxifahrer, bevor sie auf das Gelände trat. Es wurde schnell gebaut. Die Erweiterung der Luft- und Raumfahrt Forschungsanlage, hatte einen engen Zeitplan sodass eine Reihe von Bauteams auf dieser Baustelle arbeiteten. Jada ging auf das Hauptgebäude des Geländes zu und kam an einer dieser Besatzungen vorbei, die den Zement für das Fundament der Startrampe ausguss.
„Moin moin, Jada,“ Einer der Bauarbeiter, ein Mann namens Sly, begrüßte sie, als sie näher kam. Sie hatte ein paar Mal mit ihm gesprochen und fand ihn ziemlich angenehm. Er trug die meiste Zeit einfache Hosenträger und eine Baseballkappe. Sein Lächeln wurde von seinem gepflegten gelben Bart und Schnurrbart umrahmt.
„Guten Morgen, Sly. Wie geht es dir heute?“
„Die Dinge sind in Ordnung. Wir haben viel Arbeit vor uns. Scheint, als ob ihr Wissenschaftler sehr viel, sehr schnell gebaut haben müsst.“
„Ja! Wir haben mehrere wichtige Zuschüsse erhalten, aber dies erfordert eine Erhöhung unserer Kapazitäten. Wir haben noch viel zu tun.“
„Vor dem Ende der Welt, ja?“
Jada trat stotternd einen Schritt zurück. Wie konnte Sly das wissen? Die Ergebnisse waren vertraulich! Die Erkundungsteams in den Tiefen waren alle angewiesen worden, jegliche Informationen über das, was sie fanden, die schlummernden Monster, der höchsten Geheimstufe zuzuordnen. „Ich, das heißt, ich meine …“
„Wir sind nicht blind, Jada“, sagte Sly und stützte sich auf seinen Truck. „Jeder bohrt noch ein bisschen tiefer nach Gas, oder? Und ihr habt dort unten etwas gefunden. Etwas Schlimmeres als die Kämpfe, die gerade stattfinden.“
„Woher weißt du das?“ Jada holte tief Luft, als sie versuchte, ihre Nerven zu beruhigen. Sie wollte nicht zu viel verraten, obwohl es gefährlich war, diese Frage zu stellen.
„Fräulein Kovaleva.“
Jada zappelte unbehaglich. Lyudmila Kovaleva war eine Ikone in der Einrichtung, aber sie neigte dazu, den Zorn der Autorität auf sich zu ziehen, insbesondere indem sie zu laut über Angelegenheiten sprach, die sie geheim halten wollten. Jada respektierte sie sehr-, obwohl in Bezug auf das, was in den Tiefen gefunden wurde… -Manchmal wäre es besser, nichts zu sagen!
„Also ist es wahr?“
„Ich fürchte, ich kann nicht darüber reden, Sly“, sagte Jada.
„Die anderen Jungs sagen, wir bauen all dieses Zeug, damit wir anfangen können, den Planeten zu verlassen. Dass ihr Wissenschaftler uns in den Weltraum bringen werdet.“
„Ist es das was du denkst?“ Fragte sie vorsichtig.
„Nein“, sagte Sly langsam. Er zuckte mit den Schultern. „Aber ich denke, du gehst dorthin. Wie eine Zeitkapsel. Um dieser verrückten Welt zu entkommen, bevor wir uns selbst zerstören.“
„Es ist…“ Jada versuchte zu überlegen, was sie sagen sollte. Er war der Wahrheit viel zu nahe, als dass sie ihre höfliche, fröhliche Fassade aufrecht halten konnte. „Es wird schlimmer hier, Sly. Fräulein Kovaleva warnte uns vor dem Zeitpunkt, an dem es kein zurück mehr gibt. Project Ark ist als Notfall konzipiert, wenn… andere… Methoden fehlschlagen sollten.“
„Also das war’s dann.“
Die Art und Weise wie er es so resigniert sagte, machte Jada traurig. Es war nicht fair, aber das wusste sie. Sie hatte sich freiwillig für diese Mission gemeldet, nicht aus egoistischen Verlangen, sondern weil sie die vielleicht letzte Hoffnung für die Menschheit war. Fräulein Kovaleva hatte mit ihrer Expeditionen deutlich gemacht, dass es keine Möglichkeit gab, die Apokalypse aufzuhalten. Nicht mehr.
„Die Hiberah denken, sie können es aufhalten“, sagte Sly und seine Stimme verriet den schwachen Hoffnungsschimmer, den er mit diesem Gedanken hatte.
„Vielleicht“, Jadas Widerwillen war klar. „Aber selbst dann die Projektionen… ich sollte nichts sagen. Sly, du solltest nicht einmal davon wissen! „
„Alles klar. Ich wollte es sowieso niemandem erzählen. Obwohl ich denke, die meisten von uns wissen es. Aber kann ich dich eins fragen, Jada? „
„Was ist es?“
„Bitte stelle sicher, dass wir nicht vergessen werden. Wenn du da oben bist und auf uns herabschaust, wie wir auf diesem Planeten feststecken, erinnere dich einfach an uns. Lass unsere Erinnerungen nicht verloren gehen. „
„…“ Jada sagte nicht gleich etwas. Was konnte sie sagen? Diese Bitte, die Verantwortung lastete auf ihren Schultern. „Keine Angst, Sly. Du wirst nicht vergessen werden.“
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Diane lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Fast alle Protokolle von Jada hatten ein ähnliches Thema und schilderten die Menschen, mit denen sie in den Tagen vor ihrer Reise ins Weltall zusammengearbeitet hatte. Ein Name tauchte jedoch immer wieder auf: Lyudmila Kovaleva.
Diese mysteriöse Gestalt tauchte überall in Jadas Notizen auf, aber Diane konnte nicht anders, als zu bemerken, dass sich die beiden scheinbar nie direkt getroffen hatten.
Es gab mehrere Artikel und Bilder, die von Kovaleva übrig geblieben waren. Einige zeigten sie sogar in einer Zwangsjacke und wie sie wild in die Kamera schrie. Andere zeigten sie als Anführerin bei Demonstrationen.
Während die Reporterin die anderen Protokolle durchsuchte, ertönte ein Piepen aus den Lautsprechern des Computers. Diane wurde ausgesperrt, ihre Eingabe abgelehnt. Während sie mit den Eingabetasten kämpfte, wurde ein Upload von jemand anderen gestartet.
Der Benutzername wurde als Kovaleva angezeigt.
„Hallo. Ich sehe, du hast mich endlich gefunden. Erlaube mir zu helfen. „
Fortsetzung folgt…